Was ist Moiré? Und kann ich im Proof Moire erkennen?

Der Moire-Effekt oder anders gesprochen, eine Rasterüberlagerung ist ein häufiges Phänomen in der Ansicht von Drucken. Es entsteht, wenn sich zwei gleichmäßige Muster ungleichmäßig überlagern.Moiré Effekt

Wann tritt Moiré auf?

Ein Moiré-Effekt entsteht immer dann, wenn sich Raster überlagern. Typische Beispiele:

  • Sie haben eine Zeitungsanzeige eingescannt und drucken sie in einer anderen Zeitung ab.
  • Sie drucken das Portrait eines Geschäftsführers, der ein Sakko mit feinem Hahnentrittmuster, ein kariertes Hemd und eine feingemusterte Krawatte trägt. Egal welches Druckverfahren, hier bricht garantiert komplettes Moiré-Chaos aus.
  • Ein Backsteingebäude wird im Offsetdruck wiedergegeben.
  • Die Fotografie eines Lüftungsgitters wird am Monitor betrachtet

Kein Moiré tritt auf, wenn:

  • Das Motiv große genug gedruckt wird, z.B. auf eine Messewand, damit keine Rasterüberlagerung stattfindet. Das Druckraster ist fein genug, um das Bildraster komplett wiederzugeben.
  • Das Motiv klein genug gedruckt wird, damit keine Rasterüberlagerung stattfindet. Wenn das Karohemd so klein gedruckt wird, daß keinerlei Karo mehr wiedergegeben werden kann, findet auch kein Moiré mehr statt
  • im frequenzmodulierten Raster gedruckt wird. Wenn das Raster scheinbar chaotisch über die Seite verteilt wird, ist die Chance einer Überlagerung deutlich minimiert.

Bildbeispiele von Moiré in der Google Bildersuche finden Sie zahlreiche. Besonders spannend: Karierte Hemden in unterschiedlichen Vergrößerungsstufen. Suchen Sie einfach mal!

Moiré Artikel bei Wikipedia

Moiré kann im Proof überwiegend nicht überprüft werden.

Alle gängigen Proof-Systeme konzentrieren sich beim Proof auf die Wiedergabe von Farben, nicht aber auf die Wiedergabe des typischen Offset-Rasters und der Offset-Rosette. Warum?

Druckereien arbeiten mit unterschiedlichen Rasterweiten und Rasterwinkelungen. Von 54er bis 80er Raster im Bogenoffset bis 32er Raster im Zeitungsdruck sind viele Rasterungen auf dem Markt. Mal ist der Rasterpunkt rund, mal quadratisch, mal rautenförmig. Darüber hinaus ist auch der Rasterwinkel  von CMYK  und Schmuckfarben von Druckerei zu Druckerei unterschiedlich. Und manche Druckereien drucken auch ein frequenzmoduliertes Raster, das keiner Rasterwinkelung unterliegt, sondern quasi chaotisch vom RIP produziert wird. Aufgrund dessen konzentrieren sich Proofhersteller überwiegend lediglich auf die Wiedergabe von Farben, nicht aber von Rastern und Offsetrosette.

Die gängigen Proofs werden in so fein wie möglich im Tintenstrahldruck ohne Rasterwiedergabe hergestellt. Zudem verwenden die Proofsoftware Hersteller oftmals weitere Berechnungsalgorithmen, um die Proofs realistischer aussehen zu lassen. Während EFI Proofs in der Praxis oftmals deutlich unschärfer daherkommen als moderne über CTP-gedruckte Offsetdrucke verwendet GMG ein künstliches Rauschen, um seine Proofs „schlechtzurechnen“ und so möglicherweise besser an das gedruckte Ergebnis anzupassen. Ob das nützlich und zielführend ist sei dahingestellt, aber von einem erkennbaren Moiré führt das zusätzlich noch weiter weg.

Moiré zuverlässig erkennen ist teuer.

Der einzige Weg, um eventuellen Moiré zuverlässig vorherzusagen ist ein Andruck nach den exakt identischen Raster- und Rasterwinkelvorgaben der Druckerei, die die Auflage druckt, also optimal ein Andruck in derselben Druckerei mit derselben Druckvorstufe und auf derselben Druckmaschine, auf der später der endgültige Druck laufen wird. Das ist zwar teuer, aber zeigt exakt den späteren Druck.

Ein Testdruck bei Flyeralarm ist keine Lösung.

Flyeralarm druckt zwar überwiegend sehr hochwertig und akkurat die gelieferten Daten, aber Rasterabstand und Rasterwinkel sind sicher nicht identisch zu dem der lokalen Druckerei. Der Moiré bei Flyeralarm ist daher sicher nicht mit dem der örtlichen Druckerei vergleichbar.

Scan Moiré Notizblock 70er Raster 15° Rasterwinkelung Scan Moiré Notizblock 80er Raster 45° Rasterwinkelung

Ein sehr spannendes Beispiel hatten wir vor kurzem auf dem Tisch. Bei einem Briefblock wurde ein Millimeterraster in gerastertem Schwarz aufgedruckt. Bild 1 links zeigt das Millimeterraster bei 45° Rasterwinkelung in Schwarz und einem 70er Raster. Teilweise fehlen vertikale und unten auch horizontale Linien vollständig aufgrund der Rasterüberlagerung. Bild 2 rechts zeigt dasselbe Millimeterraster mit 15° Rasterwinkelung im 80er Raster. Das Millimeterraster wird gleichmäßig wiedergegeben.

Beide Blöcke wurden am selben Tag in derselben Druckerei erstellt.

Interessant dabei: Der Reprobetrieb, der die Druckplatten herstellte, hatte für den ersten Plattensatz links manuell das Druckraster von 15° auf 45° umgestellt, weil man meinte, damit das bessere Ergebnis zu erzielen. Beim Andruck fiel das ungenügende Ergebnis jedoch sofort ins Auge. Ein Block mit fehlenden Linien wird vom Kunden sicher nicht akteptiert werden. Nach Rückstellung auf die ursprüngliche Rasterwinkelung mit 15° und der Erhöhung des Rasters von 70 auf 80 konnte ohne Umstände eine harmonische Wiedergabe des Millimeterrasters erreicht werden.

Unten haben wir Ihnen die beiden Ausschnitte noch einmal detailliert wiedergegeben:

Moiré bei Millimeterraster: 45° Rasterwinkelung, 70er Raster
Moiré bei Millimeterraster: 45° Rasterwinkelung, 70er Raster
Kein Moiré bei Millimeterraster: 15° Rasterwinkelung, 80er Raster
Kein Moiré bei Millimeterraster: 15° Rasterwinkelung, 80er Raster
Moiré Detail 45° Rasterwinkelung 70er Raster
Moiré Detail 45° Rasterwinkelung 70er Raster

 

 

Moiré Detail 15° Rasterwinkelung 80er Raster
Moiré Detail 15° Rasterwinkelung 80er Raster

 

 

 

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