Warum sich Monitor und Papier in Sachen Farbe nicht verstehen.

Farbe ist Farbe, sollte man denken. Das stimmt. Aber haben Sie schon einmal versucht, die Farbe Ihres neuen Autos oder Ihrer neuen roten Geldbörse am Telefon einer Bekannten zu erklären? Da merken Sie schon, daß menschliche Farberkennung und die Wiedergabe derselben in einem anderen Medium sehr schwierig sind.

Das gleiche gilt für Computer – besser: Monitore, und Drucker – also: Laserdrucker, Tintenstrahldrucker bzw. Zeitungsdruck oder Offset-Broschürendruck.

Wieso ist das Rot auf einem Monitor ein anderes Rot als genau dasselbe Rot, das auf einem Papier gedruckt ist? Ganz einfach: Legen Sie das Papier vor den Monitor. Die beiden Rottöne sind exakt dieselben. So. Und jetzt verdunkeln Sie den Raum vollständig. Was sehen Sie? Das Rot auf dem Monitor ist immer noch rot. Und genau dasselbe Rot auf dem Papier? Das ist jetzt Schwarz. Warum das? Ganz einfach:

Ein Monitor fügt dem bestehenden Umgebungslicht Licht, also Spektralanteile hinzu. Sehen Sie auf einem Monitor Rot, dann deshalb, weil der Monitor aktiv rotes Licht aussendet.

Und nun das Papier: Wann sehen Sie auf einem Papier Rot? Genau dann, wenn weißes Licht auf das Papier fällt, zum Beispiel durch ein Fenster oder eine Lampe. Und wann sehen Sie die auf einem Papier die Farbe Rot? Wenn weißes Licht auf das Papier fällt, und das Papier dem weißen Licht die nicht-roten Spektralanteile entzieht und das rote Licht reflektiert. Genau dann sehen Sie die Farbe Rot.

Eine Farbe, zwei völlig unterschiedliche Wege der Erzeugung. Und genau hier setzten die Farbkalibrierung und der Proof an. Die Strategie? Messen. Und das unter festgelegten Bedinungen und nicht mit dem menschlichen Auge, sondern mit „unbestechlicher“ Technik.

Vereinfacht gesagt: Ein Monitor-Kalibrationsgerät kann Ihren Monitor ausmessen und genau erkennen, „wieviel“ Farbe Ihr Montor darstellen kann, und „wie falsch“ Ihr Monitor Farbe darstellt. Und wenn Ihr Computer das weiß, kann er den Monitor korrigieren.

Ein weiteres Messgerät kann neutrales weißes Licht auf ein Papier aussenden und die reflektierte Farbe messen. Je nach Druckverfahren und Papier sieht die Farbe völlig unterschiedlich aus, aber das Messgerät sieht wiederum, „wieviel“ Farbe der Druck darstellen kann, und „wie falsch“ der Druck Farbe darstellt. Und wenn Ihr Computer das weis, kann er das korrigieren. Und:

Wenn der Computer die Farbdarstellung von Monitor und Drucker kennt, dann kann er die Darstellung so korrigieren und angleichen, dass beides derselben Farbe entspricht. Das funktioniert natürlich nur, wenn das Licht, das das Papier beleuchtet in Farbe und Helligkeit ebenfalls bekannt und normiert ist.

Und wie funktioniert der Proof? Ganz einfach:
Wenn ein Computer auch noch weis, daß das endgültige Druckerzeugnis im Offsetdruck auf einem Bilderdruckpapier gedruckt werden soll, und er kennt die Farbdarstellung dieses Druckverfahrens, dann kann er das auf Monitor und auf einem Tintenstrahldrucker simulieren. Am Monitor ist diese farbverbindliche Darstellung ein sogenannter „Softproof“, die farbverbindliche Vorschau des späteren Druckes auf dem Tintenstrahldrucker heißt „Proof“ oder „Kontrakt Proof“.

Dieser Tintenstrahldruck muss sehr präzise sein, und in Farbraum und Farbsimulation höchsten Ansprüchen genügen. Und da die dahinterstehende Bildverarbeitungstechnik, Farbabgleichungstechnung und Messtechnik nicht eben sehr billig ist, sind Proofs auch nach wie vor zumeist „teure“ Tintenstrahldrucke. Durch neue Drucksysteme und preiswerte und bessere Messtechnik haben sich aber auch hier in den letzten Jahren die Preise deutlich nach unten bewegt.

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