Neuauflage von ISOCoatedV2 in M1 in Sicht?

Auch beinahe 9 Jahre nach der Vorstellung des Nachfolge-Farbraumes PSOCoatedV3 ist ISOCoatedV2 / FOGRA39 immer noch der verbreitetste Farbraum in Europa. Wir von der Proof GmbH zählen immer mal wieder überschlägig rund 200 Jobs für u.a. den Bundesverband Druck- und Medien, in der letzten Zählung kamen Proofs in ISOCoatedV2 auf rund 68% aller Proofjobs bei uns. Ein deutliches Zeichen für die weiter hohe Verbreitung des Farbraumes.

ISOCoatedV2: Vom klassischen Farbraum zum Leuchtturm der Industrie

Neben den Druck-Proofs für den Offsetdruck auf Bilderdruckpapier fallen aber auch zahlreiche Anwendungen mehr in den Blick: Für viele andere, nicht standardisierte oder weniger standardisierte Druckverfahren wird ebenfalls ISOCoatedV2 genutzt und dabei als Austauschfarbraum verwendet: Vom Digitaldruck im Messebau bis zum Verpackungsdruck im Flexo- und Tiefdruck: Fast alle großen Player im Markt setzen auf die Macht von ISOCoatedV2.

Auf dem Colormanagement Symposium der Fogra 2024 in München war viel davon zu hören, wie Unternehmen und große Druckdienstleister auch aus anderen Druckverfahren als dem Offsetdruck auf ISOCoatedV2 als Farbraum-Referenz für Ihre Anwendungen zählen. Sie lehnen sich quasi an ISOCoatedV2 aus „Master-Standard“ an und orientieren sich einfach am „größten Schiff im Farbraum-Meer: ISOCoatedV2“, das bei allen Playern im Markt wie Agenturen und Designern bestens etabliert ist. Damit wurde über die letzten Jahre aus einem erfolgreichen Farbraum ein DeFacto Standard.

Aktualisiert und zukunftssicher? ISOCoatedV2 wird „erwachsen“

So wundert es nicht, daß der Ruf laut wurde, dem wenig beliebten PSOCoatedV3 quasi einen modernisierten älteren Bruder zur Seite zu stellen: Ein aktualisiertes FOGRA39/ ISOCoatedV2, das im Alter von fast 18 Jahren die wichtigsten Altlasten hinter sich lassen darf, um als erneuerter Austauschfarbraum seine Leuchtturmfunktion noch besser ausführen zu können.

Die Vorteile eines neuen ISOCoatedV2 in M1:

  • Anpassung an die seit 2015 geltende neue Messbedingung M1 und das neue Normlicht D50 nach ISO 3664:2009
  • Umhebung der alten GDMI Gretag-Macbeth Messbasis auf das neue XRGA für bessere Vergleichbarkeit von Messwerten und höhere Präzision
  • Dadurch bessere Prozesssteuerung durch aktualisierte H-Werte für Volltöne für Cyan und Magenta
  • Beibehaltung des Weißpunkts von LAB 95/0/-2 und des Proofs auf Papiere mit wenigen optischen Aufhellern (OBA)
  • Klassische Proofs nach ISOCoatedV2 wären weiter gültig, aber mit der neuen Druckbedingung ISOCoatedV2 M1 könnten „neue“ Proofs konsistentere und bessere Ergebnisse bringen
proof.de ISOCoatedV2 / FOGRA39 Relaunch in M1?
ISOCoatedV2 / FOGRA39 Relaunch in M1?

Jürgen Seitz von GMG hat diesen Ausblick bereits beim letzten DPWG-Treffen der Fogra in Aschheim vorgestellt und bereits einen neuen FOGRA39 Datensatz in XRGA M1 zur Diskussion gestellt. Wir im Proofbereich könnten dann einen klassischen FOGRA39 Proof auf aufhellerarmem Proofpapier drucken und ihn mit M1 (wie alle neuen Standards) messen – und das mit besten Ergebnissen. Das übergeordnete Ziel ist es dabei aber eigentlich weniger, eine bestehende Druckbedingung zu aktualisieren, sondern eher, einen Austauschfarbraum fit für die Zukunft zu machen. Der Vorschlag für den Profilnamen des ICC Profils für die ECI: ISOCoated_v2_M1.icc.

Was spricht gegen ein aktualisiertes ISOCoatedV2?

Der Farbmanagementexperte Jan-Peter Homann aus Berlin gibt zu bedenken: Anwender nutzen Charakterisierungsdaten für Separation, Proof und die Kontrolle des Druckprozesses. Ein neuer Charakterisierungsdatensatz würde aber aufgrund des Weißpunktes mit M1 nicht für die Druckprozesskontrolle geeignet sein. Die zwar geringen, aber doch vorhandenen Unterschiede zum klassischen ISOCoatedV2 FOGRA39-Datensatz könnten Anwender verunsichern und die Kommunikation zwischen den Vorstufe, Proof und Druck komplizierter machen und für Missverständnisse sorgen. Jan-Peter Homann fürchtet daher, daß ein aktualisiertes ISOCoatedV2 vom Markt ignoriert würde.

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