Reklamation wegen falscher Farbe: Ein zufälliger Vergleich von Flyeralarm und Flyerwire in Sachen Farbverbindlichkeit

Das Bild zeigt fünf Ansichten eine Visitenkarte: Flyerwire 1. Druck, Flyerwire 2. Druck, Flyerwire 3. Druck, Flyeralarm Druck, Proof von shop.proof.de

Vor kurzem haben wir eine Visitenkarte bei Flyerwire drucken lassen, da hier zwar für etwas mehr Geld als z.B. bei Flyeralarm auch – unserer Meinung nach – hochwertigere Visitenkarten geliefert würden. Das Ergebnis enttäuschte zum ersten Mal seit vielen Jahren: Die Farben waren im Vergleich zum Proof deutlich übersättigt, Vorder- und Rückseite nicht identisch sondern sehr unterschiedlich. Anhand des DCS Books haben wir in einem ersten Vergleich ermittelt, daß insbesondere im Magenta Bereich statt den vorgegebenen 70% zwischen 90% und 100% Magenta gedruckt wurden. Auch das Gelb schien deutlich übersättigt.

Nach einer Reklamation wurde die Karte 10 Tage später ein zweites Mal von Flyerwire geliefert. Jetzt deutlich besser, aber immer noch weit weg vom zertifizierten Proof. Insbesondere der helle Cremebereich war deutlich farbabweichend. Wir reklamierten ein zweites Mal und bestellten – rein aus Interesse – eine Visitenkarte bei Flyeralarm mit den identischen Druckdaten.

Weiterlesen

Der Proof ist viel dunkler als das Bild auf meinem Monitor. Warum?

Oft sind Kunden verunsichert, wenn Sie einen Proof in den Händen halten. „Der Proof des BIldes ist viel dunkler, als das Bild auf meinem Monitor aussieht. Warum ist das so? Und was tue ich jetzt?“

Für eine Abweichung zwischen Proof und z.B. der Monitordarstellung gibt es viele mögliche Gründe:

  • Der Monitor ist nicht kalibriert
    Nur kalibrierte Monitore können auch Farbe akkurat darstellen. Wenn ich einen billigen Monitor kaufe und an meinen Computer anschließe, kann ich definitiv keine reelle Farbe sehen. Als Faustregel gilt: Nur ein hardwarekalibrierter Monitor hat eine Chance auf korrekte Farbe.
  • Der Monitor ist zwar kalibriert, aber die Farben sehen dennoch anders aus
    Ein Monitor unter 1.000 Euro kann meistens nicht auf gute Farbdarstellung für den Standardfarbraum ISOCoated V2 kalibriert werden, weil er einen zu geringen Farbumfang hat. Nur echte Proof Monitore sind auch auf die Darstellung der proofbaren Farben ausgelegt und dafür geeignet. Wirklich gut für den grafischen Einsatz sind Monitore meist dann, wenn sie den Farbraum Adobe-RGB zu nahezu 100% abdecken können, weniger geeignet sind Monitore, die zumindest den kleineren sRGB Farbraum noch darstellen können. Aber an manchen Stellen ist der sRGB Farbraum kleiner als ISOCoatedV2, es gibt dann also einige kleinere Farbbereiche, die auf einem Proof dargestellt werden können, aber am Monitor nicht.
  • Der Monitor ist werkskalibriert, aber auf D65
    Viele Monitore sind auf sRGB als Farbraum ausgerichtet, und werden daher auf D65 Tageslicht kalibriert, da der Monitor auf den sRGB Farbraum und die Darstellung im Internet ausgerichtet ist. Für die Abstimmung mit einem Proof muss der Monitor aber auf D50 Normlicht kalibriert werden. Auch dadurch kann es zu Abweichungen zwischen Proofdruck und Monitordarstellung kommen.
  • Der Proof wird nicht unter D50 Normlicht betrachtet
  • Gerade im Winter sind die Lichtbedingungen oft schlecht. Und Glühlampen, Energiesparlampen und konventionelle Neonröhren liefern nur eine sehr schlechte Farbdarstellung. Ohne D50 Lichtquelle kann ein Proof nicht immer korrekt beurteilt werden. Wir staunen oft selbst über diese farblichen Veränderungen: Wir schneiden unsere Proofs in einem Raum mit D50 Deckenbeleuchtungen nach dem aktuellen ISO 3664:2009 Standard, aber an den Schneidegeräten haben wir noch Schreibtischlampen mit Vollspektrum-LED-Birnen im Einsatz, da es dafür keine Normlicht-Birnen gibt, wir aber eine sehr gut ausgeleuchtete Arbeitsfläche am Schneidegerät brauchen. Wenn wir aber den Proof visuell prüfen wollen, dann müssen wir immer zu unserer Just Normlicht D50 Proofstation gehen, die mit hellen Normlichtröhren ausgestattet ist und Tageslicht sowie andere Lichtquellen abschirmt. Wir sind hier oft selbst erstaunt, wie unterschiedlich die Farbdarstellung zwischen Schneideplatz und Normlichttisch ist.
  • Die Farbeinstellungen in der Software sind falsch
    Oftmals wird die Bildbearbeitungssoftware wie Photoshop einfach ohne Anpassungen installiert und genutzt. Dabei entsprechen die gewählten Farbprofile oft nicht den Profilen, nach denen geprooft wird. Apfel-Shift-K bei Macintosh bzw. Steuerung-Shift-K bei Windows zeigen Ihnen Ihre Profileinstellungen in Photoshop an, die sie öfter für ihre Anwendungen prüfen und diese anpassen sollten. Speziell bei Proofs auf Naturpapieren zeigt Ihnen Ihre Software mit einem Bilderdruckprofil als Farbeinstellung ein sehr abweichendes Ergebnis an, da ja auf Naturpapieren keine so gesättigten und dunklen Farbtöne wie auf Bilderdruckpapier erreicht werden können.

Generell kann kein Patenrezept für die korrekte Darstellung von Proofs zum Monitor gegeben werden. Ist aber ein Proof mit UGRA/Fogra Medienkeil CMYK V3.0  und Prüfprotokoll versehen ist die Chance hoch, daß er sehr präzise die in der Datei enthaltenen Farben reproduziert. Entspricht Ihr Monitorbild nicht dem Proof, liegt der Fehler zumeist bei einer der oben genannten Ursachen. Die Ursachenliste oben kann Sie bei der Fehlersuche unterstützen. Gerne empfehlen wir Ihnen hier auch das Cleverprinting Handbuch PDF/X und Colormanagement, das Sie bei Cleverprinting kostenlos als niedrigaufgelöste PDF-Version laden können, oder dort und bei uns im Shop auch bestellen können. Es zeigt in vielen Beispielen anschaulich die Grundlagen für korrektes Farbmanagement.

Wofür dient der UGRA-Fogra Medienkeil 3.0?

Ugra/Fogra-Medienkeil V3.0 mit Prüfprotokoll

Jede Druckerei in Deutschland hält sich bei ihrer Arbeit an einem vordefinierten Standard, den ProzessStandard Offsetdruck. Dieser Standard definiert Soll- und Toleranzwerte von Druckprodukten. Um nachzuweisen, dass Ihr an die Druckerei gelieferter Proof diese Standards erfüllt bzw. sich innerhalb der Toleranzen befindet, wird im Zweifel – also im Streifall – der Medienkeil ausgemessen und die Werte analysiert. Sind diese gemessenen Werte in Ordnung, ist die Druckerei dazu verpflichtet, diese Werte auch einzuhalten und zu erreichen.

Die Praxis zeigt generell folgendes: Wollen Sie eine 4-seitige Imagebroschüre proofen und drucken lassen, so ist es meist ausreichend, einen einzigen Medienkeil unter die 4 Seiten drucken zu lassen. Ist der Medienkeil zusätzlich mit einem Prüfprotokoll versehen, ist die Farbverbindlichkeit für die Druckerei als Richtlinie direkt .
Wollen Sie jedoch auf Nummer sicher gehen, lassen Sie unter jede der 4 Seiten Ihrer Broschüre einen separaten Medienkeil (inkl. Prüfprotokoll) drucken.

UGRA/Fogra Medienkeil V3.0 CMYK X-Rite Spectroproofer ILS30 oben Spectroproofer ILS20 unten.

Wie farbverbindlich sind Proofs?

Ugra/Fogra-Medienkeil V3.0 mit Prüfprotokoll

Ein Proof wird nach der aktuell gültigen ISO-Norm 12647-7 erstellt und ist mit einem UGRA-Fogra Medienkeil und Prüfprotokoll farbverbindlich und rechtsverbindlich.

Wie funktioniert diese Überprüfung?

Benötigen Sie einen Proof mit UGRA/Fogra Medienkeil CMYK V3.0, gibt es zwei Möglichkeiten, wie das Prüfprotokoll unter Ihre Daten kommt.

  1. Bei Proofgeräten, in die ein Messgerät integriert ist, wird direkt unter die Proofdaten der Medienkeil mit 3×24 standardisierten Farbfeldern gedruckt. Dieser Medienkeil wird direkt im Proofgerät an eine Art „Föhn“ im Messgerät gefahren und dort getrocknet. Nach einigen Minuten Trocknung fährt der Medienkeil weiter und wird direkt im Proofer vermessen. Dies dauert einige Minuten. Die so ermittelten Messwerte werden an den Proofserver zurück geliefert und dort ausgewertet. Sind die Farbwerte korrekt und liegen innerhalb der Toleranzen der strengen ISO-Norm, wird anschließend direkt unter den Medienkeil ein Prüfprotokoll der Messung gedruckt, das Ihnen die Farbverbindlichkeit gemäß des ProzessStandard Offsetdruck garantiert.
  2. Bei Proofgeräten ohne integriertes Messgerät, wird lediglich der standardisierte Medienkeil unter die Proofdaten gedruckt. Eine Überprüfung findet nachträglich und außerhalb des Proofdruckers statt. So wird dann mit einem externen Messgerät der Medienkeil  vermessen und die Soll- und Toleranzwerte per Labeldrucker ausgegeben. Dieses Label wird anschließend direkt unter den Medienkeil geklebt.

Welchen Vorteil hat die automatisierte Erstellung und Prüfung des Medienkeiles direkt im Proofgerät?

  • Die Messung erfolgt automatisiert direkt nach dem Proofdruck, Messfehler durch manuelle Fehlbedienungen sind ausgeschlossen. Da das Prüfprotokoll nicht nachträglich „aufgeklebt“ wird, wie häufig noch üblich, sind Manipulationen ausgeschlossen.

Weitere Informationen zum Prüfprotokoll, dem Medienkeil sowie zur Arbeit und der Verantwortlichkeit der UGRA/Fogra finden Sie unter www.ugra.ch und www.fogra.org.

de_DEGerman
GDPR Cookie Consent with Real Cookie Banner