Softproof heißt: Die farbrichtige Darstellung eines Druckerzeugnisses an einem Monitor. Dabei kann sowohl ein genormter Druck z.B. nach ProzessStandard Offsetdruck simuliert werden – also z.B. ein späterer Offsetdruck nach ISOCoatedV2 farbrichtig am Bildschirm simuliert werden – als auch die Ausgabe auf digitalen Endgeräten wie LFP-Systemen in der Werbetechnik.
Technisch gesehen sind Softproofs heutzutage gut beherrschbar. Die Monitortechnologie ist weit genug fortgeschritten, um hervorragende Displays mit hohem Farbraum und konsistenter Ausleuchtung auch schon für wenige Tausend Euro zur Verfügung zu stellen. Dabei können z.B. Monitore in zwei Niederlassungen eines Unternehmens so aufeinander abgestimmt werden, daß an beiden Orten das auf den Monitoren angezeigte Ergebnis einander exakt entspricht, also ein Bildbearbeiter in Hamburg und einer in München sich über die Retusche der gleichen Datei unterhalten können.
Das Problem: Daß die beiden Monitore das identische Farb- und Lichtergebnis aussenden kann präzise kontrolliert werden. Daß der Kollege in Hamburg an einem Nordfenster auf die neblige Alster schaut, während der Kollege in München bei Sonnenschein den Monitor an ein Südfenster in Richtung Isar gerückt hat, zeigt bereits das Problem: Die Umgebungsvariablen, unter denen der Softproof betrachtet wird, sind nicht identisch.
Noch schwieriger wird es, wenn der Softproof im Drucksaal eingesetzt werden soll, um den Auflagendruck abzustimmen. So bieten zwar zahlreiche Firmen wie JUST moderne Lösungen an, die einen Softproof direkt an der Druckmaschine zur Verfügung stellen können. Ungelöst ist aber das Problem, daß der Softproof bis unter einem zehntel der Helligkeit betrachtet werden sollte, als der Druck aus der Maschine. Waren für die Drucker bislang Helligkeiten von 2000 Lux Standard, so schreibt JUST jetzt: „Der Vergleich von Softproofs auf Monitoren mit Drucken und Hardproofs wird gemäß der ISO 12646 geregelt. Die Lichtbedingungen entsprechen grundsätzlich ISO 3664, jedoch muss die Helligkeit an die begrenzte Leuchtdichte des Monitors angepasst werden, die idealerweise > 120 cd / qm ist. “
An der Druckmaschine entstehen daher zwei Szenarien: Entweder steht der Drucker „im Licht“ und kann dann den Druck mit einem auf Papier gedruckten Kontrakt Proof abstimmen, oder er steht „im Dunklen“ und kann den Druck mit dem Softproof abstimmen. Zur Schwierigkeit der Abstimmung zwischen Papier und Monitor – und das sind zwei gänzliche unterschiedliche und nur schwer vergleichbare Medien – kommt also noch die Schwierigkeit, daß der Drucker das Licht zur Farbbeurteilung an der Maschine um bis zu Faktor 10 dimmen muss, damit er in der Lage ist, sowohl einen Kontrakt-Proof als auch einen Softproof am gleichen Arbeitsplatz abzustimmen. Das scheint aus heutiger Sicht nicht wirklich praktikabel zu sein.
Fazit: Der Softproof ist Chance und Risiko zugleich. Er ist auf dem Vormarsch und wird sicher aus Geschwindigkeits- und Kostengründen früher oder später den klassischen Kontrakt-Proof aus dem Markt verdrängen. Aufgrund der großen lichttechnischen und haptischen Unterschiede zwischen Monitor und dem beleuchteten Blatt Papier ist aber eine verbreitete Einführung noch in weiter Ferne. Denn wer einmal an einer Druckmaschine eine Farbstimmung durchgeführt hat kann sich vorstellen, daß ein Abgleich zum Kontrakt Proof auf der einen Seite und zu einem Softproof-Monitor auf der anderen Seite zeitgleich nur schwer vorstellbar ist. Der Kontrakt Proof wird daher auch in der näheren Zukunft erste Wahl bleiben müssen, um im Drucksaal die farbverbindliche Abmusterung des Druckergebnisses durchführen zu können.